Über Mengen

Schon seit vielen Jahren weiß man, dass Mengen in der Geschichte unserer Landschaft eine besondere Rolle gespielt hat. Zahlreiche Funde und Ausgrabungen belegen die Bedeutung der Siedlung Mengen durch die verschiedensten Epochen, und so war Mengen Anziehungs-punkt für alle bedeutenden Archäologen unserer Zeit. Es konnte sogar nachgewiesen werden, dass Mengen in seiner Frühgeschichte eine weitaus größere Rolle gespielt hat, als die damalige Stadt Freiburg.

Die ersten Hinweise auf Fundorte in Mengen findet man erst im Jahre 1826, wo der Freiburger Historiker Heinrich Schreiber berichtet, dass der Vogt auf seinem Acker “zur Hofstatt” ein sog. Steinkistengrab (trocken ausgemauert) gefunden hat, das dem 7. Jahrhundert zugeordnet werden konnte. Aber erst der damalige Denkmalpfleger Prof. Georg Kraft schloss aus diesem Fund auf ein großes Gräberfeld und begann ab 1932 mit planmäßigen Ausgrabungen.

Als wohl größten archäologischen Suchschnitt kann man den Bau des 4,3 km langen Panzergrabens bezeichnen, der im Jahre 1944 unter Mitwirkung der Mengener Bevölkerung von Norsingen nach Munzingen gebaut wurde. Die 97 Fundpunkte aus beinahe allen ur- und frühgeschichtlichen Epochen, die entlang dieser Strecke entdeckt wurden, ließen die Siedlungsdichte erahnen, die auf dem fruchtbaren Boden der Mengener Brücke zu erwarten war.

Die “Mengener Brücke”, gelegen zwischen den Erhebungen des Tunibergs und des Batzenbergs, ist einer der fruchtbarsten Ackerböden Europas. Sie zeichnete sich schon früher durch waldfreie, lockere und kalkhaltige Böden aus. Ideale Bedingungen also, durch die den umherziehenden Jägern und Sammlern der Übergang zum sesshaften, Ackerbau und Viehzucht betreibenden Bauern erleichtert wurde.

Besonders den Alemannen scheint es das Gebiet der Mengener Brücke angetan zu haben: Neben Funden aus der Hallstatt- und der Römerzeit lassen reichhaltige Gräberfunde aus der alemannisch-fränkischen Zeit (ab ca. 5. Jahrhundert) auf einen riesigen Friedhof mit etwa 1000 Bestattungen schließen. Dabei fanden sich im großen Gräberfeld auf der Hohle außerordentlich reich ausgestattete Frauengräber mit Gold- und Silberfibeln, großen Perlenketten, Armringen u.ä.

Die bisher älteste Urkunde, in der Mengen erwähnt wird, datiert aus dem Jahre 776, als ein gewisser Heimo 2 Joch Ackerland aus seinem Besitz in Mengen an das Kloster Lorsch an der Bergstraße verschenkt. Die Äbte des Klosters werden diese Schenkung gerne angenommen haben, denn mit Ackerland, Weide, Wasser und Wald bestand hier ein ideales Siedlungsgebiet.

Das gute Ackerland von Mengen wurde stets umfassend genutzt, wie frühere Aufzeichnungen zeigen. Die Erträge von Roggen und Weizen waren sehr gut, so dass zur bereits 1344 erwähnten Bechtoldskircher Mühle im Jahre 1697 die Errichtung einer zusätzlichen Mühle beantragt wird. Auch der Anbau von Hanf, Kartoffeln, Äpfeln und Kirschen ist belegt.

Der erste Weinbau ist in St. Galler Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts erwähnt, scheint aber zwischenzeitlich eingestellt oder in Vergessenheit geraten zu sein. Denn erst im Jahre 1764 bekommt ein Landwirt aus Mengen die Genehmigung, “einen Versuch mit dem hier bislang ungewöhnlichen Rebbau” zu machen.

Auch in der Viehzucht konnten die Mengener große Erfolge aufweisen: Im Frühjahr wurden Ochsen aus dem Schwarzwald erstanden, gemästet und im Herbst nach Basel, ins Elsass und später sogar bis nach Paris verkauft! Das Geschäft mit dem Vieh war so erfolgreich, dass zahlreiche Äcker in Weideland umgewandelt wurden.

Aus dem Jahre 1682 datiert eine Aufzeichnung, dass der Dorfschmied eine “Tafernwirtschaft” betreibt. Bereits im 18. Jahrhundert wurden 3 weitere Wirtschaften genehmigt, der “Ochsen”, der “Adler” und das “Rösslein”, und das bei gerade mal 550 Einwohnern. Dieser besondere Umstand resultierte aber weniger aus der Trinkfreude der damaligen Bewohner als aus der Tatsache, dass den von weither anreisenden Viehhändlern eine Unterkunft geboten werden musste.

Aus alten Urkunden lassen sich Familiennamen erkennen, die auch heute noch im Dorf verbreitet sind: Im 16. Jahrhundert wurden bereits die Namen Jenne, Oettle und Schächtele genannt, im 18. Jahrhundert die Namen Gugel, Maier, Väßin und Geigele.

Im Verlaufe der Jahre stand Mengen unter wechselnder Herrschaft verschiedener Vögte, Klöster oder Markgrafen. Seit Anfang des 16. Jahrhunderts aber übten die Markgrafen von Baden-Durlach die Herrschaft recht konstant aus. Als diese 1556 zum evangelischen Glauben übertraten, mussten auch die Bewohner Mengens den katholischen Glauben ablegen. Ganz im Gegensatz zu den benachbarten Gemeinden: Die Grenze zu Munzingen stellte z.B. gleichzeitig die Landesgrenze zu Vorderösterreich dar, die Bewohner Munzingens blieben also katholisch. Mengen gehört somit zu den ältesten evangelischen Gemeinden in Baden.

Nach Einführung der Reformation ergab eine Visitation der Ortschaft im Stile einer Bestandsaufnahme im Jahre 1556: 50 Herdstätten, keine Schule, aber einen eigenen Pfarrer. Die sittlichen Zustände innerhalb der Gemeinde werden dabei folgendermaßen beschrieben: “Mit Zutrinken, Gotteslästerei, Hurerei ist es wie an anderen Orten”. Der erste evangelische Pfarrer war im Dorfe allerdings weniger beliebt. Über ihn steht geschrieben, er predige schlecht, sei jähzornig und hätte einmal sogar mit dem Dolch nach einem Widersacher geworfen. Mit den folgenden Pfarrern hatte die Gemeinde dann mehr Glück. Auch der Kirchenbesuch ließ zu früheren Zeiten schon einmal zu wünschen übrig, was sicherlich auch mit der Lage der Kirche zu begründen ist:

Kirche, Pfarrhaus und Schule befanden sich bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts etwa zwei Kilometer außerhalb des Dorfes, in Bechtoldskirch. Zwar gab es innerorts eine kleine Kapelle, die für die Kinderlehre genutzt werden konnte, für die Gottesdienste am Sonntag war diese jedoch zu klein. Auch beim Schulbesuch gab es oft Anlass zum Klagen. Vermutlich schreckte der lange Weg auch die Schulkinder von Zeit zu Zeit ab, besonders bei kaltem oder nassem Wetter.

Die exponierte Lage der Kirche hatte aber noch weitere Nachteile: An einem strategisch wichtigen Punkt gelegen, wurde die Bechtoldskirche bei Kriegen gegen Freiburg mit bitterer Regelmäßigkeit zur Wach- und Postenstation umfunktioniert und dabei oft beschädigt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg fühlte sich Pfarrer Wild von den umherziehenden Bettlern und Heimatlosen so beunruhigt, dass er 1669 eine Glocke für die Bechtoldskirche forderte, damit er notfalls Hilfe herbeirufen könne.

Auch die sog. “Kirchenzucht”, also die Überwachung der Tugend und Moral im menschlichen Zusammenleben, konnte von außerhalb nicht im gewünschten Umfang durchgeführt werden. So beantragte um 1808 Pfarrer Trautz eine Verlegung von Kirche, Pfarr- und Schulhaus in den Ort, um die sittlichen Zustände besser überwachen und Unordnungen rechtzeitig in Erfahrung bringen zu können. Dazu führt er aus: “Nächtliches Wirtshaussitzen und Herumschwärmen und was gemeiniglich damit zusammenhängt, Schlägereien und Unzuchtsfälle sind hier unverhältnismäßig häufig”.

Nach der Erhebung Österreichs gegen Napoleon im Jahre 1809 waren schließlich auch die Sicherheit des Pfarrers und des Lehrers, die als einzige noch in Bechtoldskirch wohnten, nicht mehr zu gewährleisten. Trotz aller einleuchtender Argumente wurde der Antrag mangels finanzieller Mittel zu den Akten gelegt und erst durch eine Eingabe der Gemeinde von 1828 wieder aktuell. Danach ging die Sache aber rasch voran: 1833 standen bereits das neue Pfarr- und Schulhaus, 1836 wurde der Auftrag zum Kirchenbau erteilt. Der Kirchenneubau wurde nach Entwürfen von Johann Voß im klassizistischen Stil errichtet und am Reformationstag 1841 eingeweiht.

Seit 1975 ist Mengen ein Ortsteil der Gemeinde Schallstadt und hat aktuell rund 1.860 Einwohner (Stand: Oktober 2015).

Quellen

Michael Egger: „Die ur- und frühgeschichtlichen Funde der Gemarkung Mengen“
Brigitte Baumgärtel: „Notizen zur Geschichte eines Dorfes“
Ernst Moser: „Aus Mengens Kirchengeschichte“

Straßenkarte Mengen

Straßenkarte Mengen mit Schilder

Hier geht es zur Straßenkarte Mengen von OpenStreetMap.